Τετάρτη 27 Αυγούστου 2014

Nobelpreisträger rechnen mit Merkel ab


24/8/2014

Von Holger Zschäpitz

Bei ihrem Treffen in Lindau haben die Wirtschafts-Nobelpreisträger Kanzlerin Angela Merkel heftig kritisiert. Die von ihr verordnete Sparpolitik habe weitreichende Folgen für die Euro-Zone.

Eric Maskin und Angela Merkel gaben ein harmonisches Paar ab. Der Nobelpreisträger und die Physikerin plauderten in der Inselhalle in lockerem Ton über die Unterschiede ihrer wissenschaftlichen Disziplinen.

Die Bundeskanzlerin war zum ersten Mal nach Lindau an den Bodensee gekommen, um das renommierte Treffen der Wirtschaftsnobelpreisträger zu eröffnen. Doch die Harmonie zwischen Merkel und Maskin trog.


Denn die inhaltlichen Gräben sind tiefer als gedacht. "Merkel verfolgt in Europa eine völlig falsche Politik. Der von ihr verordnete Sparkurs wird die Euro-Zone in die Depression schicken", sagte der in Harvard lehrende Maskin der "Welt am Sonntag".

Über wenige Dinge herrschte beim Nobelpreisträgertreffen so viel Einigkeit wie über Merkels Auftritt in Lindau. Mit kollektiver Ablehnung hat die Elite der internationalen Wirtschaftsforschung die Vorschläge der Bundeskanzlerin zur Lösung der Euro-Krise quittiert.

Merkel hatte betont, die "Konstruktionsfehler des Wirtschaft- und Währungssystems" müssten durch härtere Sanktionen gegen Schuldensünder und Reformverweigerer behoben werden. Deutschland habe bewiesen, dass man auch mit einer konsequenten Haushaltskonsolidierung aus einer Krise wachsen könne.

Die Merkel-Kritik reicht durch alle ökonomische Schulen

Ohne konkrete Länder der Euro-Zone beim Namen zu nennen, schleuderte sie in Richtung Italien und Frankreich die Frage, ob "man sich für Wachstum eigentlich immer verschulden" müsse. Nach den jüngsten enttäuschenden Konjunkturzahlen in der Euro-Zone werteten die Nobelpreisträger die Äußerungen der Kanzlerin fast schon als Provokation.

Bemerkenswert dabei ist, dass die Kritik quer durch sämtliche ökonomische Schulen reichte. Nicht nur die üblichen Verdächtigen, also keynesianisch geprägte Ökonomen, warnten vor den verheerenden Folgen der Sparpolitik. Auch Spieltheoretiker und Makroökonomen konservativer Universitäten stimmten ein ins Merkel-Bashing.

Die frontale Attacke der klügsten Köpfe zeigt nicht nur, wie weit sich Politik und Ökonomie voneinander entfernt haben, gerade wenn es um Themen wie die Euro-Krise geht. Sie macht auch deutlich, dass es für Deutschland noch schwerer werden dürfte, seine orthodoxen wirtschaftspolitischen Vorstellungen in Europa durchzusetzen. Die Ökonomen rechnen deshalb auch damit, dass Merkel weitere deutsche Positionen räumen muss, will sie nicht den Euro riskieren.


"Ich habe nicht mehr viel auf den Euro gegeben und war überrascht, wie stark der politische Wille an der Gemeinschaftswährung ist. Aber wenn man sich für den Euro entschieden hat, muss man auch etwas dafür tun", sagt Lars-Peter Hansen.

Der Professor von der University of Chicago spricht sich angesichts der wirtschaftlichen Stagnation für Investitionen in Bildung oder die Infrastruktur aus. "Einem Land, das bereits am Boden liegt, mit weiteren Strafmaßnahmen zu drohen, halte ich für keine so gute Idee", sagt Hansen.

Merkel habe den "Ernst der Lage nicht kapiert"

Seine Äußerungen sind bemerkenswert, gilt Chicago doch als erzliberale Kaderschmiede unter den US-Universitäten. Hier lehrten einflussreiche Größen wie Milton Friedman oder Friedrich Hayek.


Seine Äußerungen sind bemerkenswert, gilt Chicago doch als erzliberale Kaderschmiede unter den US-Universitäten. Hier lehrten einflussreiche Größen wie Milton Friedman oder Friedrich Hayek.

Noch weniger Zurückhaltung gegenüber dem Kurs von Merkel übt Edmund Phelps von der New Yorker Columbia University. "Europa ist intellektuell und in Sachen Einfallsreichtum bankrott", poltert der Nobelpreisträger von 2006.

Die Rede der Kanzlerin sei eine einzige Katastrophe gewesen und habe jegliche Vision für den Kontinent vermissen lassen: "Merkel scheint den Ernst der Lage nicht kapiert zu haben." Auch Cambridge-Professor James Mirrlees hält die Kanzlerin für wirtschaftlich falsch beraten.

"Immerhin hat sie bereits erkannt, dass der Euro Konstruktionsmängel hat. Nur zieht sie daraus die falschen Schlüsse," so Mirrlees. Der Nobelpreisträger von 1996 räumt dem Euro keine großen Überlebenschancen ein.

Ökonomen wehren Kritik an ihrer Zunft ab

Die dramatisch hohen Arbeitslosenraten in einzelnen Mitgliedsstaaten drohten den Euro zu sprengen. "Die Kosten für das Festhalten an der Gemeinschaftswährung sind hoch. Die man muss man bereit sein zu tragen."

Zu Befremden hat auch Merkels harsche Kritik an der Ökonomen-Zunft geführt. Die Kanzlerin hatte die Wissenschaftler gefragt, warum viele sachverständigen Prognosen, "so schwer neben der Realität" gelegen hätten. Die Ökonomen sollten in ihrer Politikberatung ehrlicher sein und Fehler zugeben.

"Die Politik sucht sich in der Regel ökonomische Berater, die von ihren Thesen sehr überzeugt sind", sagt dazu Hansen. Da müsse sich Merkel über fehlende Ehrlichkeit nicht wundern.

"Die Politik muss damit leben, dass Prognosen immer mit Unsicherheit behaftet sind und niemand die Zukunft klar vorhersagen kann", so Hansen. Der Mann weiß, wovon er spricht. Er ist 2013 für seine Forschungen zu Risiken und Unsicherheit bei der Entscheidungsfindung mit dem Nobelpreis geadelt worden.

Auch Eric Maskin kann mit der Ökonomenkritik nichts anfangen. "Nur eines scheint klar: Merkel hat die falschen ökonomischen Berater."

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