Πέμπτη 7 Ιουλίου 2016

Grexit-Szenario: Der Mann, der "Plan X" entwarf


6/7/2016

Von Giorgos Christides

Notstand ausrufen, Banken verstaatlichen, Geld drucken: Vor einem Jahr schmiedete US-Ökonom James Galbraith einen Geheimplan für den Euro-Austritt Griechenlands. Jetzt veröffentlicht er pikante Details.

Im Frühjahr 2015 wandte sich der griechische Finanzminister Yanis Varoufakis an seinen Freund, den US-Ökonomen James Galbraith: Er solle einen Notfallplan für den Ausstieg Griechenlands aus dem Euro vorbereiten - unter absoluter Geheimhaltung. Jetzt hat Galbraith die Einzelheiten des "Plan X" in einem Buch veröffentlicht und damit in Griechenland einen Sturm der Erregung ausgelöst.

Der Grexit-Plan liest sich wie ein Krimi: Zunächst sollte die Regierung in Athen den Notstand ausrufen und Kapitalverkehrskontrollen verhängen. Dann hätte sie die griechische Zentralbank und alle privaten Banken im Handstreich verstaatlicht sowie Guthaben und Kredite auf "neue Drachmen" umgestellt. Um Gehälter und Renten auszahlen zu können, wären Schuldscheine gedruckt und ausgegeben worden.

Armee und Polizei sollten auf die Straßen, um für die öffentliche Sicherheit zu garantieren und die Grundversorgung der Bevölkerung sicherzustellen. Angestellte im öffentlichen Dienst und Beamte würden ähnlich einer Mobilmachung zum Pflichtdienst abgestellt. Und dann sollte die einseitige Restrukturierung der griechischen Staatsschulden folgen. Sprich: Griechenland würde seine Kredite einfach nicht mehr zurückzahlen.

"Komm her, so schnell du kannst"

Galbraith und Varoufakis waren Freunde geworden, als der Grieche eine Gastprofessur an der University of Texas innehatte. Am 26. Januar, am Tag nachdem die Linkspartei Syriza die griechische Parlamentswahl gewonnen hatte und der neue Premierminister Alexis Tsipras bekanntgab, wer in seinem Kabinett sitzen werde, bekam Galbraith eine E-Mail von Varoufakis - dem designierten griechischen Finanzminister. Der Inhalt: "Komm her, so schnell du kannst."


Zwei Wochen später war Galbraith in Athen und Varoufakis empfing ihn in seinem Büro mit den Worten "Willkommen zum vergifteten Kelch" - was der Ökonom nun als Titel seines Buchs über "die Zerstörung Griechenlands" und den Grexit-Plan wählte. Der neue Finanzminister beauftragte Galbraith mit der Führung eines fünfköpfigen Teams. Die Aufgabe: Einen Grexit-Notfallplan zu entwickeln, für den Fall, dass die Verhandlungen mit den Kreditgebern scheitern und die Europäische Zentralbank (EZB) entscheidet, die griechischen Banken von der Geldversorgung abzuschneiden.

Galbraith machte sich an die Arbeit und präsentierte Varoufakis die Ergebnisse Anfang Mai 2015 - mitten im Tauziehen Griechenlands mit den internationalen Gläubigern über Bedingungen für weitere Kredite. Es waren dieser Grexit-Plan und die möglichen Folgen für sein Land, die Tsipras überzeugten, Griechenland im Euro zu halten. Auch wenn das hieß, ein drittes Hilfsprogramm zu akzeptieren - kurz nachdem die Griechen genau das in einem Referendum abgelehnt hatten.

Opposition fordert Untersuchung

Zwar wurde der Plan nie umgesetzt - aber die Veröffentlichung sorgt jetzt für Aufregung. Die griechische Opposition forderte umgehend eine parlamentarische Untersuchung dieser "dunklen Zeit" als "die Zukunft des Landes und des griechischen Volks" auf dem Spiel standen. Ein Kommentator der konservativen Tageszeitung "Kathimerini" nannte den Plan "den Staatsstreich, der niemals kam". Andere Kommentatoren schreiben, Varoufakis und seine Vertrauten seien dazu bereit gewesen, Griechenland zu einem Venezuela zu machen.

Kritiker meinen zudem, das Galbraith-Buch zeige, dass Tsipras sehr wohl mit dem Grexit geliebäugelt habe - trotz öffentlicher Dementis. Galbraith streitet das ab: "Es wäre grob fahrlässig gewesen, keinen Notfallplan vorzubereiten", sagte der US-Ökonom SPIEGEL ONLINE. Galbraith legt Wert darauf, dass es in seinem Team keine Neigung für einen Grexit gegeben habe. Der Euro-Austritt wird in dem Plan tatsächlich als "kompliziert, Unruhe stiftend und riskant" beschrieben; er dürfe nur stattfinden, "wenn alle Anstrengungen, in der Eurozone zu bleiben, versagt haben". "Wir haben diese Handlungsoption mit Sicherheit nicht empfohlen", sagt Galbraith heute.

Einige Kritiker wenden ein, dass Notfallpläne die Aufgabe staatlicher Institutionen seien - und nicht von einer kleinen geheimen Expertengruppe erarbeitet werden dürften, die zudem niemandem gegenüber Rechenschaft schuldig ist. Galbraith verteidigt seine Arbeit als "vorbereitende Maßnahme", die nicht sofort umsetzbar gewesen sei. Die Anweisung sei vom demokratisch gewählten Premier Tsipras gekommen - und die Geheimhaltung sei entscheidend gewesen.

Handys in den Kühlschrank gelegt

Der griechischen Zentralbank habe man nicht trauen können, erklärt Galbraith, weil sie an die EZB berichte. Es habe keinen anderen Weg gegeben, Varoufakis und die griechische Wirtschaft zu schützen. "Es wäre unmöglich gewesen, Hunderte von Menschen gefahrlos einzubeziehen."

In Teilen liest sich Galbraiths Buch wie ein Agentenroman. Ein Beispiel: Als das Grexit-Team Varoufakis in Paris von den Fortschritten unterrichtet, legen sie ihre Mobiltelefone in den Hotelkühlschrank. "Allein die Tatsache, dass wir existierten, hätte ihn den Job gekostet und die Verhandlungen in Brüssel beendet", schreibt Galbraith.

Im Nachhinein scheint der Ökonom seine Geheimhaltung zu bedauern: In einem bisher unveröffentlichten Artikel, der in dem Buch abgedruckt ist, beklagt er sich über seinen alten Freund und Kollegen Paul Krugman. Der Nobelpreisträger schrieb am 12. Juli, einen Tag bevor Tsipras dem neuen Kreditprogramm zustimmte, in der "New York Times": "Offenbar hat Syriza nicht einmal einen Notfallplan für eine Parallelwährung."

"Wie kann er so etwas schreiben ohne mir eine E-Mail zu schicken und nachzufragen?" fragt Galbraith in dem Text. "Ich war Plan B."

Der Ökonom zeichnet in seinem Buch ein überaus schmeichelhaftes Porträt von Varoufakis (das Buch ist ihm und seiner Frau gewidmet), zeigt aber auch eine in der Öffentlichkeit eher wenig sichtbare Seite. Als Finanzminister zweifelte Varoufakis demnach daran, dass ein Grexit ohne schwerwiegende Folgen für Griechenland möglich sei. "In seiner Zeit im Finanzministerium nahm Yanis Varoufakis eine extrem vorsichtige Position ein", sagt Galbraith.

"Und das war auch gut so."

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