Πέμπτη 16 Νοεμβρίου 2017

Griechenland gab dem Dritten Reich keinen „Zwangskredit“


16/11/2017

Von Sven Felix Kellerhoff

Umgerechnet mehr als zwei Billionen Euro mussten die besetzten Länder 1939 bis 1945 aufbringen, um die Wehrmacht zu bezahlen. Eine neue Studie zeigt die Rolle des Reichsfinanzministeriums.

Ohne Geld kein Krieg – jedenfalls nicht in modernen, arbeitsteilig organisierten Gesellschaften. Soldaten und Hilfspersonal müssen bezahlt, Rohstoffe und Bauteile für die Rüstungsproduktion eingekauft, Logistik organisiert werden. Die Heimatfront muss ebenfalls funktionieren, denn ohne sie ist kein Heer der Welt verteidigungs-, geschweige denn angriffstauglich.

Hauptverantwortlich für die Finanzierung von Staaten sind stets die Finanzministerien, für Geldpolitik meist die Zentralbanken. In Hitler-Deutschland war es wesentlich das Reichsfinanzministerium, geleitet von Lutz Graf Schwerin von Krosigk. Denn die Reichsbank war seit 1933 nicht mehr eigenständig, sondern in Personalunion mit dem Reichswirtschaftsministerium verbunden.

Wie die Finanzierung des Zweiten Weltkriegs auf deutscher Seite konkret erfolgte, dokumentiert jetzt die Historikerkommission des Bundesfinanzministeriums. Sie untersucht seit 2009 die Rolle seiner Vorgängerinstitution im Dritten Reich; als dritter Band der Publikationsreihe ist nun die Studie „Krieg auf Kosten anderer“ des Historikers Jürgen Kilian über das „Reichsministerium der Finanzen und die wirtschaftliche Mobilisierung Europas für Hitlers Krieg“ erschienen. Obwohl es schon viele Studien zu den ökonomischen Grundlagen der nationalsozialistischen Eroberungspolitik gibt, wird dieses Buch ab sofort das neue Fundament jeder seriösen Auseinandersetzung mit dem Thema bilden.


Insgesamt 126 Milliarden Reichsmark mussten die von der Wehrmacht eroberten Staaten für den Krieg und ihre eigene Besatzung 1939 bis 1945 aufbringen. Gemessen an der Kaufkraft, entspräche das einem heutigen Wert von mehr als zwei Billionen Euro. Genauso viel wie die heutige Verschuldung der Bundesrepublik auf allen staatlichen Ebenen, Bund, Ländern und Gemeinden, die seit 1962 zusammengekommen ist.

Das war aber „nur“ ein gutes Drittel aller Kriegsausgaben des Dritten Reiches – noch mehr nämlich trugen die extreme Ausweitung des Geldumlaufes (von elf auf 73 Milliarden Reichsmark), verschiedene Finanzierungsinstrumente wie die ab 1939 unbegrenzten Kredite der Reichsbank an die Reichsregierung und die Abschöpfung privater Guthaben durch das propagierte „eiserne Sparen“ bei. Natürlich funktionierte diese Finanzierung durch die Druckerpresse nur, weil gleichzeitig Löhne und Preise festgeschrieben waren – die Folge war die Inflation 1945 bis 1948.

Kilian untersucht speziell den Beitrag der besetzten Länder zur Kriegsfinanzierung. Seine Arbeit, das hebt der Wirtschaftshistoriker Alexander Nützenadel von der Berliner Humboldt-Universität hervor, ist die erste derartige Studie, die wirklich ganz Europa einbezieht. Erst so wird ein sinnvoller Vergleich möglich.

Die wichtigste Erkenntnis: Die besetzten Länder wurden wesentlich von rund 1200 ausgesandten Beamten des Reichsfinanzministeriums ausgeplündert, um den Weltkrieg finanziell am Laufen zu halten. Zugleich widerlegt Kilian allerdings auch die Behauptung, riesige Summen seien aus den besetzten Ländern ins Dritte Reich geflossen und hätten, so eine Formulierung des Publizisten Götz Aly, hier eine „Wohlfühl-Diktatur“ finanziert. Laut Nützenadel ist Alys These durch Kilians Forschungen „gründlich widerlegt“.

Besser macht es das freilich nicht. Denn die besetzten Länder mussten die Kosten der eigenen Unterdrückung bezahlen, z. B. auch die Aufwendungen für den letztlich nutzlosen „Atlantikwall“ von Nordnorwegen bis in die Biskaya. Fast ein Drittel der 126 Milliarden brachte allein Frankreich auf.

Eine höchst umstrittene Frage ist der angebliche „Zwangskredit“ Griechenlands in Höhe von 476 Millionen Reichsmark. Kilian legt höchst faktenreich auf 24 Seiten dar, wie genau die finanziellen Beziehungen zwischen dem besetzten Griechenland und dem Dritten Reich aussahen. Ergebnis: Den vermeintlichen Kredit hat es nie gegeben; im Gegenteil hatten die deutschen Beamten das Ziel, die griechische Wirtschaft eben nicht zusammenbrechen zu lassen. Freilich keineswegs aus edlen Motiven: Nur eine funktionierende Volkswirtschaft konnte die Mittel aufbringen, die zur Bezahlung der Besatzung nötig waren.

Kilians enorm materialreiches Buch ist keine einfache Lektüre. Aber in all seiner Nüchternheit macht es die in jedem Fall moralisch, vielfach auch juristisch-völkerrechtlich kriminelle Handlungsweise deutscher Finanzbeamter in Europa greifbar.

Jürgen Kilian: „Krieg auf Kosten anderer. Das Reichsministerium und die wirtschaftliche Mobilisierung Europas für Hitlers Krieg“. (Verlag de Gruyter-Oldenbourg, Berlin. 494 S., 49,95 Euro).

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